Hamburg, 31.01.2019
Bücherheld*innen im Einsatz für selbstbewusste Kinder
MEHR ZEITGEMÄSSE KINDERBÜCHER
„Ein Buch kann vielleicht nicht die ganze Welt verändern, aber die Welt der Menschen, die es lesen“, sagt Carla Heher, studierte Grundschullehrerin, Initiatorin des Hashtags #diverseKinderbücher und Mitbetreiberin des Kinderbuchblogs buuu.ch.
Das betrifft selbstverständlich auch Kinderbücher, besonders, wenn man den Einfluss beachtet, den Kindergeschichten auf Kinder haben. Denn (Vor-)lesen ist nicht nur schön, sondern auch Teil von Bildung und Erziehung.
Jungs spielen tollkühne Helden, Mädchen sind blonde Prinzessinnen. Kinderbücher bilden noch immer zu oft Stereotype ab, stellen die aktuellen Artikel der Süddeutschen Zeitung und ze.tt fest.
„Gleichberechtigung ist ja nun wirklich kein neues Thema, aber wenn man in Bilderbücher schaut, geht es dort nicht so gleichberechtigt zu, wie wir es vielleicht gerne hätten“, sagt Kinderbuchforscher Lars Burghardt, der in einer Studie 6000 Kinderbuchfiguren auf Geschlechterdarstellung hin untersucht hat, im Artikel der Süddeutschen Zeitung.
Journalistin Mareice Kaiser ergänzt weiterhin auf ze.tt: „Das ist insbesondere deswegen gefährlich, weil Bücher nicht nur Unterhaltung sind; sie helfen Kindern, sich die Welt zu erschließen – auch wenn es um Geschlechtervorstellungen geht. Denn Kinderbücher bilden, prägen, sozialisieren, erziehen mit. Die Figuren in Kinderbüchern geben den jungen Leser*innen Orientierung und sie identifizieren sich mit ihnen. Wenn diese Identität eingeschränkt abgebildet ist, sieht auch das Kind nicht so viele Möglichkeiten für sich selbst. Wenn also Mädchen in Kinderbüchern nur mit langen Haaren und rosa Kleidern zu sehen sind, kann ein Mädchen dann auch mit kurzen Haaren und Hosen ein Mädchen sein? Selbstverständlich – aber wenn es sich nicht wiederfindet, kann es durchaus Zweifel bekommen. Aus Kinderbüchern konstruieren Kinder ihr Bild von sich selbst und von anderen Menschen. Wenn es nur einheitlich ist, können sich Kinder auch nur einheitlich entwickeln“.
„Im Alter von zwei, drei Jahren bilden sich Geschlechtsvorstellung von Kindern aus“, sagt Elementarpädagoge Lars Burghardt im vorherig genannten Artikel von ze.tt. „Kinder beginnen zu begreifen, was ein Junge und was ein Mädchen ist. Und fragen sich: Was bin ich eigentlich selbst? Was macht mich aus? Die Antworten finden sie im Abgleich mit ihrer Lebensrealität, die aus dem persönlichen Umfeld besteht, aber auch aus den Medien, die sie konsumieren. Im besten Fall auch aus Kinderbüchern“.
Auch wir bei der Nader Etmenan Stiftung sind der Meinung, dass wir mehr klischeeferne Kinderbücher brauchen. Deswegen haben wir ein besonders Buch herausgegeben: „Kleine (große) Heldin“.
In einem Workshop mit einer Grundschulklasse wurden Kinder selbst zu Mitautor*innen unseres Kinderbuchs. Die Protagonistin des Buches ist eine Heldin, mit der sich viele Kinder identifizieren können. Sie heißt Leyla, hat dunkle Haut und fährt Skateboard. Gemeinsam mit ihrem Hund Waldemar, setzt sie sich für andere Kinder ein, überwindet mutig eigene Ängste und kann damit ein Vorbild für Jungen und Mädchen sein. Die Heldentaten, die sie zusammen meistern, stammen aus wirklich erlebten Geschichten von den Kindern der Grundschulklasse. Die echten Abenteuer, ergänzt von den wunderbaren Illustrationen von Laura Bednarski, fließen in einer Geschichte zusammen, die Mut stiftet, Selbstbewusstsein stärkt und eine Akzeptanz der Vielfalt fördert. Wir sind froh, dass unsere „Kleine (große) Heldin“ die deutsche Bücherlandschaft mit einem gender-gerechten und zeitaktuellen Buch nun ergänzt.
Hintergrundinformationen zur Entstehung des Buches
Hier kann das Buch erworben werden
Zum Artikel auf ze.tt „Warum es nicht egal ist, was wir Kindern vorlesen“
Zum Artikel der Süddeutschen Zeitung „Blaue Bücher, rosa Bücher“